Wikipedia: Tanger
Tanger ist eine marokkanische Stadt mit 1.500.000 Einwohnern (Volkszählung 2008) im Norden des Landes in der Provinz Tanger-Asilah.
Ich war neulich (Mai 2008) in Tanger, Marokko und kann über Dinge im dortigen Straßenverkehr berichten, die ein wenig anders ablaufen, als man das von Deutschland gewohnt ist.
Mein Kollege ist Portugiese und hat den Marokkanischen Führerschein gemacht. Er hat mir erzählt, wie die Prüfung funktioniert.
Dieser Führerschein ist auch in Deutschland gültig.
Zu schnelles Fahren ist ganz schlecht. Die Polizei achtet wirklich darauf. Man kann es ausprobieren, aber man sollte es besser lassen. Es ist unangenehm und teuer.
Alles andere geht!
Es gilt offensichtlich rechts vor links. Das bedeutet, jeder fährt in den Kreisverkehr hinein und achtet nicht auf diejenigen, die bereits im Kreisverkehr sind. Dadurch ist der Kreisverkehr ganz schnell blockiert. Macht aber nichts, irgendwie kommt man da wieder hinaus. Marokkaner fahren grundsätzlich immer in die Mitte des Kreisverkehrs. Wenn die Mitte bereits blockiert ist, fährt man halt eben daneben. So ergibt es sich fast immer, dass diejenigen, die in der Mitte stehen, jetzt den Kreisverkehr verlassen wollen. Das geht aber meist nicht, da sie von anderen rechts überholt werden, die weiter im Kreisverkehr bleiben wollen. Hier muss man sich einfach nur durchsetzen.
Ampeln zeigen unterschiedliche Farben an. Man sollte bei rot stehen bleiben. Wenn man es aber eilig hat, fährt man halt eben. Wir standen an einer Ampel, die rot anzeigte, auf der rechten Spur, da wir rechts abbiegen wollten. Links kam jemand vorbei und bog dann rechts ab. Polizei war auch da, aber das war ja keine Geschwindigkeitsübertretung.
In Tanger sind die Hauptstraßen meistens 4-spurig, oft getrennt durch einen Mittelstreifen. Wenn wenig Verkehr ist, fährt man so, dass man die unterbrochene Mittelmarkierung zwischen zwei Streifen zwischen den Rädern hat: man belegt also beide Spuren. Das ist durchaus sinnvoll, da die Kanaldeckel verdammt tief eingelassen sind. Wenn man jemand überholen will, muss man hupen. Es sind zwar Rückspiegel an den Fahrzeugen angebracht, aber die werden nicht benutzt. Busse und LKWs sollte man nicht überholen, wenn man nicht noch eine zusätzliche Ausweichmöglichkeit hat. Da die Rückspiegel nicht benutzt werden, ist es ausgesprochen gefährlich, wenn beim Überholmanöver so ein Bus einfach mal ausschert, weil er nicht über einen Kanaldeckel fahren will.
Feinstaub gibt es in Marokko nicht. Es gibt nur dicken schwarzen Qualm, und davon reichlich.
Grundsätzlich gilt: der Stärkere gewinnt. Autos sind stärker als Fußgänger.
Es gibt kleine und große Taxis. Die kleinen sind für 3 Passagiere (+ Fahrer); die großen sind für 6 Passagiere (+ Fahrer). Die kleinen Taxis sind türkisgrün und haben einen gelben Streifen; es sind Fiat Uno und andere Fahrzeuge gleicher Größe. Die großen Taxis sind taxigelb; es sind Mercedes 240 D, die alte Kastenform. Die 6 Passagiere sitzen 4 hinten und 2 vorne neben dem Fahrer. Das ist offiziell so zugelassen!
Der Straßenreiniger hat einen Wagen, an dem 2 Mülleimer oder so etwas befestigt sind. Zusätzlich hat er Schaufel und Besen dabei. Man sieht immer, wo er gerade arbeitet, denn dieser Wagen steht dort; z.B. bei 4-spurigen Straßen mit Mittelstreifen auf der Straße direkt am Mittelstreifen, oder auch auf der anderen Seite am Straßenrand, grundsätzlich aber auf der Straße. Ein Bus wird mit 100%iger Sicherheit ausscheren, wenn er an einem solchen Straßenreiniger vorbeifährt (siehe oben).
Es kann vorkommen, dass einem auf einer 4-spurigen Straße mit Mittelstreifen ein Fahrradfahrer auf der Überholspur entgegen kommt. Aber das scheint die Ausnahme zu sein; selbst unser Marokkanischer Fahrer hat den Kopf geschüttelt.
Manche Leute sitzen auf der Ladefläche von LKWs; man stelle sich dazu einen Kipper vor, dessen Ladefläche nach vorne ein Schutzschild hat, welches über das Fahrerhaus hinausragt. Ich sah tatsächlich Leute auf diesem Schutzschild sitzen; wahrscheinlich hat man von dort die beste Sicht.